Ace Kaiser Moderator
Söldnerforum
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Unwillig und
mürrisch folgte Germaine dem Marianer. Verdammt, er hatte ja
Recht, aber da war noch soviel zu tun, bevor die Chevaliers
auf die Rosemarie und die Boreas einschifften. Germaine
glaubte, weit mehr Schlachten auf dem Papier gescchlagen zu
haben als auf dem Schlachtfeld. „Unsere Mechs Bewegung
brauchen“, lockte ihn der Sergeant weiter. „Einen neuen Rekord
aufgestellt hat Private Mulgrew. Nur einen der ihn brechen
kann ich kenne. Das Imperator ist.“ „Schmeichler“, brummte
der Chevalier, während sie durch das verlassene Stabsgebäude
gingen. Ein derber Fluch ließ beide innehalten. Das kam
aus dem Büro von Lt. Peterson. Kurzentschlossen riß
Germaine die Tür auf und erwischte den Offizier mit einem Berg
Arbeit auf dem Schreibtisch. „Lieutenant, ich hatte
freigegeben“, bemerkte Germaine überflüssigerweise. „Ja,
Sir, schon, aber... Die Pflicht geht vor und ich habe noch
viel für meine Einheit zu leisten.“ Das war, was er sagte.
Was er meinte war: Wie kann ich feiern gehen, wenn mein Chef
weiterarbeitet? Er hat viel Vertrauen in mich investiert. Das
muß ich ihm zurückgeben. Germaine Danton schmunzelte.
Cliff war ja ein guter Junge. Und er stellte auch einen sehr
brauchbaren Infanterieoffizier dar. Aber die Grenze von Dienst
und Schnaps hatte der ehemalige Unteroffizier wohl vergessen.
Wie er selbst, gestand sich Germaine ein. „Der Papierkram
kann auch erledigt werden, wenn wir zum Zenitsprungpunkt
fliegen, Lieutenant. Das gilt ebenso für Sie wie für mich
selbst.“ Ein Gedanke schoß Germaine durch den Kopf. Welche
Chevaliers würden heute trotz des freien Wochenendes arbeiten?
Welche würden feiern? Fest stand, daß auch einige die Zeit
trübsinnig in ihren Zimmern verbringen würden. Er sah den
Marianer an. „Gehen Sie duschen, Sarge. Ich erwarte Sie Punkt
Vierzehnhundert vor dem Stabsgebäude. Ziehen Sie Zivilkleidung
an.“ Sein Blick wanderte zu Cliff Peterson. „Und für Sie
gilt der gleiche Befehl. Danach habe ich eine Sonderaufgabe
für Sie zwei.“ „Und was Imperator machen?“ fragte
Metellus, obwohl das Glitzern in seinen Augen verriet, daß er
die Antwort schon längst wußte. „Na was wohl? Duschen und
umziehen.“
Punkt vierzehn Uhr stand Germaine Danton
vor dem Stabsgebäude. Kurz darauf gesellten sich Peterson und
Decius Caecilius Metellus dazu. Mit übertrieben wichtiger
Miene schritt Germaine vor den beiden auf und ab. „Männer!
Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Augenblick für die
Chevaliers, bevor wir in richtige Kampfhandlungen geraten.
Denn dies ist der letzte freie Augenblick. Wie Sie beide
wissen, habe ich für heute freigegeben. Alle Chevaliers
sollten jetzt draußen in der Stadt sein und sich nach bestem
Wissen und Gewissen amüsieren. An Ihnen, Peterson, kann ich
absehen, daß dies nicht alle tun. Ich denke aber nicht
daran, zuzusehen wie dieser Befehl ignoriert wird.“ Für
einen Moment wurde Germaine wirklich ernst. „Denn wer weiß,
wer von diesen Leuten in einem Monat oder einem Jahr noch am
Leben ist.“ Der Ernst verflog, und kleine Lachfältchen
bildeten sich in seinen Augenwinkeln. „Sie, meine Herren,
werden meine apokalyptischen Reiter sein. Fallen Sie über
diese Kaserne her und bringen Sie mir jeden, ich wiederhole,
JEDEN Chevalier, ob Krieger, ob Tech, ob Küchenbulle, der sich
noch nicht in der befohlenen Freizeit befindet. Ich
erwarte die Ausführung in spätestens einer halben Stunde.
Weggetreten!“
Die beiden Soldaten spritzten mit
einem Grinsen davon. Metellus rannte zur Unterkunft der
Infanterie, wo man nur Sekunden später sein gebrochenes
Deutsch hören konnte - gebrüllt allerdings. Peterson lief
in die Kantine und zerrte mit ein klein wenig Gewalt Leon
Devereux hervor. Der kleine glatzköpfige Mann ließ sich zwar
bugsieren, zeterte dabei aber wie ein Rohrspatz. Erst als er
Germaine auf dem Platz vor dem Stab sah, beruhigte er sich.
Kurz darauf kam auch Caecilius Metellus wieder, im Schlepp
drei Infanteristen und Korporal Charles Decaroux. Hätte
sich der Captain auch gleich denken können, daß sein
Küchenbulle und der alte Freund von den Syrtis Fusilionaires
einen deftigen Tritt in den Hintern brauchten, um freiwillig
einen draufzumachen. Germaine musterte die anngetretenen
Leute. Sein Blick blieb besonders lange auf Wang, Havel und
Behrens ruhen, den drei Infanteristen. Er wiederholte
seine kleine Ansprache, und seine Streitmacht hatte sich
verdreifacht. Fünf Minuten später zerrte ein lässiger
Corporal Decaroux den widerspenstigen Frank Simstein heran.
Etwas höflicher verfuhr da Lt. Peterson mit Doc Wallace
und ihren beiden MedTechs, Philips und Kaneda. Germaine
schmunzelte, als ihn der spöttische und fragende Blick der
jungen Ärztin traf. „Wenn Sie mit mir ausgehen wollen,
Germaine, warum haben Sie nicht einfach gefragt?“ Der
Captain schüttelte den Kopf. „Belinda, das wird ein
sechsfaches Doppeldate.“ Jason Varrier folgte gerade treu
und gelassen dem Chefkoch, während Eric Stein vom Marianer
regelrecht hergetrieben wurde. Der BattleChaplain kam
freiwillig, was der Captain mit einem Hallelujah begrüßte.
Die Panzerbesatzungen waren komplett ausgeflogen, eben
keine Kinder von Traurigkeit, vor allem nicht unter dem
Sergeant. Der letzte, der zu Germaine gebracht wurde, war
Damien Mulgrew. Er wirkte irritiert, bis er seinen höchsten
Vorgesetzten sah.
Während Metellus die Leute antreten
ließ (bis auf Doc Wallace, die als Ärztin rangmäßig über ihm
stand), salutierte Lt. Peterson und rief: „Sir, ich melde die
Kaserne der Chevaliers für geräumt. Alle anderen sind
ausgeflogen.“ Germaine Danton erwiderte den Salut und
wandte sich den Angetretenen zu.
„Ich hatte
freigegeben.“ Ihm antwortete ein Durcheinander an Stimmen,
die leise Entschuldigungen murmelten, Ausflüchte erfanden oder
sich zu rechtfertigen versuchten. Mit einer Handbewegung
ließ er die Soldaten und Techs der Chevaliers verstummen. „Der
Befehl gilt immer noch. Ich gebe zu, ich dachte tatsächlich
daran, zu sagen, die Befolgung beruhe auf Freiwilligkeit.
Aber zu viele nutzen das aus. Sie alle nutzen das aus.
Sergeant Caecilius Metellus!“ „Sir?“ „Sie wissen doch
sicherlich wo der Laden ist, in dem Mastersergeant Dupree und
Kapitän Al Hara ihre dienstfreie Zeit verbringen.“ „Ja,
mein Imperator.“ „Gut. Sie werden uns führen. Peterson!“
„Sir?“ „Sie kontaktieren soweit es geht sämtliche
Chevaliers, die sich nicht in diesem Lokal befinden und lotsen
sie heran. Dies ist kein Zwang. Aber ich hätte eigentlich von
vorneherein eine Feier für alle bestellen sollen.“ „Ich
gebe mein Bestes, Sir.“ „Gut. Der Rest geht duschen und
zieht Freizeitkleidung an. In zwanzig Minuten treffen Sie
wieder hier ein. Bereit für eine ausschweifende Vergnügung.
Sie konnten vielleicht meinen ersten Befehl ignorieren,
Herrschaften, aber DIESEN ignorieren Sie nicht, das verspreche
ich. Weggetreten!“
Die Leute huschten auseinander,
nicht wenige mit leuchtenden Augen. Father O´Hierlihy
klopfte dem Captain gönnerhaft auf die breite Schulter. „Well,
Boy, eine gute Tat. Ich gehe mich umziehen.“ Nun waren nur
noch Peterson und Metellus übrig, die sich diskret ein wenig
abseits aufstellten und leise miteinander redeten. Nur
noch Belinda Wallace stand vor Germaine. „Was?“ fragte er.
„Finden Sie die Idee nicht gut, Doc?“ Sie trat näher und
drückte den Chevalier einen Kuß auf die Wange. „Ich finde
diese Idee wundervoll. Ich wußte gleich, daß wir alle bei
Ihnen in guten Händen sind, Germaine. Und nennen Sie mich
nicht Doc. Sagen Sie Beverly.“ Sie wandte sich zum gehen.
„Zwanzig Minuten sind nicht viel Zeit, aber ich beeile mich.“
Verwundert strich sich Germaine über die Wange. „Diese
Frau überrascht mich doch jedesmal wieder...“
__________________ Ace Kaiser, Angry Eagles
Germaine Danton, Captain der Danton Chevaliers
"Gemeinsam sind wir stark!"
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